Mathilda steht zum Verkauf!

Ich habe in den letzten Jahren weiterhin viele schöne Törns mit Mathilda verbracht. Aber jetzt ist es soweit, Mathilda steht zum Verkauf! Der Grund ist einfach: Ich lebe ja schon länger in Portugal und hatte zuletzt sogar geplant, Mathilda hierher zu holen. Aber dann hat sich die Gelegenheit geboten, KALIMBA, eine 35 Fuß Gib’sea 106, von einem Freund zu kaufen. Und damit stand die Entscheidung fest.

Ich habe Mathilda sechs Jahre lang über 2.000 sm auf der Ostsee gesegelt und kann sagen, dass sie für dieses Revier hervorragend geeignet und bestens ausgestattet ist. Alles funktioniert. Mehrtägige Törns machen zu zweit oder zu dritt am meisten Spaß, aber auch einhand lässt sich Mathilda hervorragend bedienen. Sie ist für lange Segeltouren mit viel Segeloptionen bei allen Bedingungen, auch für Fahrten über Nacht, ausgerüstet und für mehrere Tage vor Anker ausgelegt. Die Pantry funktioniert einwandfrei und versorgt die Crew ohne Stress und Chaos – alles hat seinen Platz. Und überhaupt, Platz ist auf Mathilda unter Deck für die Bootsgröße von 24 Fuß reichlich vorhanden. Alles fühlt sich wie auf einem größeren Boot an und so ist Mathilda auch ausgestattet. Und ich selbst bin Ingenieur, so habe ich immer alle anfallenden Arbeiten professionell erledigt.

Mathilda kommt auf einem doppelachsigem Trailer von HEKU, hat im Winter immer in der Halle gelegen und ist komplett trocken. Der Volvo Penta Einbaudiesel läuft und macht keine Probleme. Der Innenausbau ist komplett hochwertiger Werftbau.

Eine genaue Ausrüstungsliste und unzählige Fotos, Prospekte und sonstiges Material können jederzeit angefragt werden. Wer interessiert ist, kann sich Törnberichte und Videos auf meinem Blog (http://warmlicht.net) bzw. auf meinem Youtube-Kanal (Sailing Mathilda) anschauen.

Bekannte Mängel:
  • Elektronische Logge und Windinstrumente aus den 80ern funktionieren nicht. Sie haben schon bei meinem Kauf nicht funktioniert und heutzutage kommt man auf der Ostsee ohnehin herrlich ohne aus (mechanisches Hand-Windmessgerät ist an Bord).
  • Das Unterwasserschiff ist prinzipiell in Ordnung, aber über die ein oder andere Stelle wird man reden müssen. Zudem hatte Mathilda eine leichte Grundberührung, wodurch an der Guss-Kielsohle die Farbe einmal komplett neu aufgebaut werden muss. Rumpf-und Kielstruktur wurden durch die Grundberührung nicht beschädigt.

Bei Interesse gerne bei Mir melden.

Einhand-Spinnakersegeln

Ich hatte das Video schon einmal hochgeladen, aber durch den Hackerangriff ist der Beitrag verloren gegangen.

So langsam habe ich den Dreh ‘raus was das Spinnakersegeln mit Mathilda angeht. Auch einhand, vorausgesetzt Helmut (bzw. Helmut der Zweite, aber dazu später mehr) verrichtet seinen Dienst zufriedenstellend. Mittlerweile habe ich viele Meilen spinnakersegelnd hinter mir, und es ist jedes Mal wieder eine Freude dieses schöne Segel zu setzen und (je nach Bedingungen) ein bis zwei Knoten Fahrt mehr herauszuholen.

 

800-Meilen Herbsttörn

Ja, WaAhnSinn!


MATHILDAs Kielwasser auf Herbsttörn 2015

Lang war es, und weit! Knappe vier Wochen zieEhen sich – Vor allem, wenn man die meiste Zeit alleine unterwegs ist. Aber wie schön es war! All die neuen Erfahrungen, Eindrücke und Entdeckungen. Warme Flautentage und Drinks bei Sonnenuntergang, Regen, stürmische Seen und stundenlang Gegenan.

Elena und mein Cousin Martin

Aber von vorn…
Von Wackerballig geht es los. Mein Cousin Martin und Freundin waren schon ein paar Tage an Bord. Wir segeln Mittags nach Südosten los und sind gegen frühen Abend längseits fest in Kappeln in der Schlei. Barbecue am Abende und ein ausgedehn-tes Frühstück am Morgen, schon haben sich Elena und Martin verabschiedet und ich alleine die Leinen losgeschmissen und befinde mich auf dem Weg die Schlei hinaus. LT Schleimünde achteraus kümmere ich mich nicht mehr groß um die Karte, Der Bordgrill wird ausgepacktwar ich doch in den letzten drei Jahren schon oft genug hier unterwegs. Aber weit gefehlt! Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich fett und dreist durchs Sperrgebiet Schönhagen geschippert bin – What!? Wie dem auch sei, weiter auf dem Weg nach Süden habe ich bei Sonnenuntergang den Eingang zur Kieler Förde hinter mich gebracht, erst segelnd, dann vier Stunden unter Motor gegen den schwächelnden Wind. Die Nacht wird wunderschön dank des Vollmonds. In den Fehmarnsund kreuze ich auf. Auf Stb-Bug Richtung Heiligenhafen verschätze ich mich einmal: Als der Wecker klingelt, wache ich auf, schaue aus dem Niedergang und was sehe ich? Die angepeilte Ansteuerungstonne achteraus, weniger als eine halbe Meile entfernt! Muss besser aufpassen und kürzer schlafen, will ich doch auf Kollisionen verzichten. Früh am Morgen in der dunklen Nacht, geht’s unter Motor durch die Brücke und das Fehmarnsund-

Meine erste Nacht mit Mathilda auf See

Fahrwasser – keine Risiken mehr. Mit dem neuen Tag überquere ich die Lübecker Buch und laufe am späten Vormittag ins Poeler Krakentief ein. Den Walfisch an Stb liegenlassend, die Kirchsee hinauf, mache ich im gleichnamigen Dorf fest. Denn hier ist meine Schwester mit Neffen im „Urlaub“ ? und sie bieten mir wahrlich eine anständige Begrüßung.

Family

Tags darauf kommt die Crew an Bord und wir segeln zu fünft bei herrlichem Sonnenschein an Schwanen-Kolonien vorbei um den Walfisch herum mit Blick auf Wismar, bevor ich dann am Abend im Seegras im Kirchdorfer Fahrwasser vor Anker gehe. Als ich am Morgen den dank Anhängseln tonnenschweren Anker gelichtet und verstaut habe, mache ich mich auf nach Warnemünde zum Verproviantieren und für Internet. Denn ich habe mir ein neues UKW-Funkgerät (mit AIS!) und ein Ebay-Handy zu meiner Schwester schicken lassen und die schönen neuen Dinge wollen installiert und nutzbar gemacht werden. Als dann alles seeklar ist, lege ich ab und segle, meinen Lieben am Nordstrand noch einmal winkend, vor dem Wind ins nördlich von Poel gelegene Salzhaff und gehe vor dem kleinen Dorf Werder vor Anker. Die Einfahrt in das Salzhaff ist erwähnenswert! Was in Zeiten der Satelittennavigation kein Problem darstellt, könnte unter anderen Umständen gefährlich werden: nur wenige Meter neben dem Schiff ist das Wasser nur knietief und bricht. Ruhig vor Anker verbringe ich einen lauen Abend bei gutem Essen und Wein und schlafe wie ein Murmeltier.

In der Abenddämmerung zum Ankergrund

Nach einer Nacht im Yachthafen Rerik, im nördlichen Salzhaff gelegen, gehts wieder hinaus und in Rauschefahrt unter Spinnaker Richtung Nordost, nämlich nach Warnemünde. Ich bin dort mit meinem Freund Georg verabredet. Er hat ein langes Wochenende Zeit um mit mir zu segeln. Viel Segeln ist jedoch nicht, wie sich herausstellt. Samstag und Sonntag blasen die Böen in Sturmstärke. Hegen wir noch am Samstagmorgen den Wunschtraum nach Gedser zu segeln, ist kurz nach der Hafeneinfahrt klar (schon im Hafen wurde auf Minimalbeseglung gerefft), dass es nur ein kurzes Sturmtraining wird. Nach drei Stunden sind wir wieder im Alten Strom fest. Und siehe da, anderen ist es nicht so gut wie uns ergangen: Als wir gerade auf dem Rettungskreuzer ARKONA einen Rundgang an ihrem (wie sagt man?) Tag der Offenen Schotten machen, geht ein Anruf ein, das Boot wird geräumt und das Tocherboot zu Wasser gelassen, um einem vor der Hafeneinfahrt gekentertem Angelboot zu Hilfe zu eilen. Wie wir später erfahren, hat tragischerweise ein Mann das Unglück nicht überlebt und ist ertrunken.

Abendessen im Alten Strom Warnemünde

Georg geht leider mit nur wenigen ersegelten Meilen wieder von Bord und ich tingele an der Kreuz zurück nach Kirchdorf auf Poel um noch einmal meine liebe Schwester, meinen Neffen und sogar meinen Vater zu sehen, der die beiden abholt und wieder nach Frankfurt kutschiert.

Und dann ist es mit den bekannten Gesichtern auch schon vorbei und ehrlich gesagt bin ich auch froh MATHILDA mal frei laufen zu lassen. Ein kurzer Bunkerstop in Wismar und ich segele im Sonnenuntergang im Wismarer Fahrwasser wieder hinaus auf die Ostsee. Jetzt mit AIS ist es, vor allem nachts, eine wahre Freude die großen Pötte schon frühzeitig, vor In-Sicht-kommen, zu identifizieren, um eine mögliche Kollisionsgefahr einzuschätzen. Nach einer so ereignislos verlaufenen Nacht weiter an der schwachwindigen Kreuz quäle ich mich den Tag über schleppend langsam vor Warnemünde die Küste entlang. Ich finde das immer besonders ermüdend an Orten wo man zuvor schon war. Nach der zweiten Nacht ist aber auch das wieder vergessen und der Wind frischt auf. Darßer Ort liegt weit achteraus und Rügen kommt an Stb in Sicht. Christiansø lautet mein heimliches Ziel, aber bis dahin sind es noch einmal mindestens vierundzwanzig Stunden. Die Entscheidung wird mir abgenommen, als MATHILDA ihre Nase um das Kap Arkona steckt.

Eine Garstige Welle baut sich auf

Bei jetzt immer stärker werdenden Winden aus O-NO (Bft 6) hat sich eine giftige Welle aufgebaut. Es wird Nass und kalt – In mir wiederum kommt ein unwiderstehlicher Wunsch nach Trockenheit, Wärme und Ausschlafen auf, also studiere ich die Karte und entscheide einen taktischen Rückzug um das Kap herum in die Tromper Bucht nach Glowe zu vollziehen. Das Abfallen entschärft die Situation, aber trotzdem heißt es jetzt beim Surfen der kaum auszumachenden zweieinhalb Meter hohen Wellen – es ist längst wieder stockdunkle Nacht – Durchhalten!

Nachdem ich mich ordentlich ausgeschlafen habe, eine leckere Pizza im Ort verspeist habe (mein Optimus-Kocher macht mal wieder Zicken und ist nur mit mühsamer Starthilfe auf einer Flamme zu benutzen), steche ich diesmal mit einem klaren Ziel in See – København. Der Schlag ist für MATHILDA kaum an einem Tag zu schaffen, also mache ich mich gleich am frühen Abend auf und rausche auf Raumschotskurs nach Norden, vorbei an den Verkehrstrennungsgebieten und… Ja, mitten auf See auf halber Strecke weist meine NV-Seekarte von 2013 die Plattform FINO II und einen Windpark im Bau aus. Als das hell erleuchtete Ding immer riesiger wird, entscheide ich mich glücklicherweise richtig und gehe nördlich vorbei. Dabei kreuze ich den Kurs von WIND PROTECTOR, der dafür sorgt, dass sich keiner in den Windpark verirrt. Doch sie haben mich in dieser dunklen Nacht gar nicht ausmachen können. Über UKW halte ich sie mir vom Leib. Der Rest des Törns verläuft dank guter Planung Ereignislos und ich mache Vormittags in Christianshavn fest.



Kap Arkona Bb Querab

Ich schlendere durch die schöne Stadt und besuche auch Christiania, wo es gute Waren zu kaufen gibt, die ich in den nächsten Tagen genieße. Ich finde es immer wieder toll in Stadthäfen zu liegen, aber hier verlangen sie eine horrende Hafengebühr und so mache ich nach einer Nacht wieder die Leinen los.

Langsam wird es Zeit mich wieder in Richtung Heimat aufzumachen, wäre da nur nicht das garstige Wetter. Nur unter Fock kreuze ich bei sieben Windstärken den Øresund nach Süden. Alle anderen packen ein und drehen um, ich jedoch will weiter… ich will… Schon wieder kommt der altbekannte Wunsch nach Trockenheit und Wärme auf und ehe ich mich versehe liegt Kurs Køge an und ich kann die Schoten etwas schricken. Doch zunächst bekomme ich noch eine wirklich heftige Schauerböe ab. Schnell die Fock auf einen Fetzen heruntergerefft, wird das Rigg trotzdem bedrohlich durchgeschüttelt. Ich schätze die Böen auf neun Beaufort! Diese Erfahrung und auch der Ritt kurz vor dem Landfall auf Rügen geben mir ein seltsam neues Gefühl: Angst. In solchen Momenten wird einem sehr klar, wer auf See das Sagen hat – Und wer nicht.

Der letzte Schlag

Und so geht es weiter. Nur von einem Motorsegeltag durch den Bøgestrøm unterbrochen, muss ich den Rest der Strecke zurück nach Hause aufkreuzen. Nach einem schönen Ankerplatz vor Vordingborg geht es mit den Stationen Vejrø, Langø/Lolland und das schon bekannte Bagenkop an der Südspitze von Langeland in kleinen Schlägen gen Heimat. Dabei bläst es meist ordentlich und das Vorankommen ist durch das Kreuzen sehr mühsam. Nur zum Schluss, der letzte Schlag von Bagenkop nach Wackerballig wird wieder ein Traumtörn. Zwar noch an der Kreuz, aber bei sanftem Wellengang verbringe ich den Tag lesend bei Sonnenschein im Cockpit. Ein unbeschreibliches Gefühl, nach 800 Seemeilen im Sonnenuntergang die wohlbekannte Küste aufzukreuzen, derweil Delta Papa Null Sieben einem ins Ohr säuselt. Schleimünde kommt in Sicht und endlich, kurz vor Gammel Pøl kann ich über Stag gehen und Kurs KALKGRUND halten. Mittlerweile erleuchtet der Vollmond wieder hell die Nacht, wie auf meiner ersten Nachfahrt. Der Kreis schließt sich, was für ein erhabenes Gefühl. Da kann auch der erste und einzige Stegrempler auf 800 Meilen die Ankommensfreude nicht trüben.

Nicht mehr lange…

…ist es hin, bis ich endlich einmal etwas mehr Zeit habe um mit Mathilda die Ostsee zu erkunden. Zwar klappt es zeitlich (und auch finanziell) dieses Jahr nicht, wie erträumt, rund Skagen zu gehen, aber ich habe mir im September vier Wochen frei machen können – Die Chance endlich einmal etwas weiter von Wackerballig wegzukommen als bisher.

Wohin es geht ist noch nicht klar, das wird mir Rasmus und mein Kartenaktionsradius (NV 1-4) vorgeben. Aber jedenfalls ist ein kurzer Zwischenstop in Poel geplant, wo meine Schwester Urlaub macht. Und Kopenhagen, Bornholm, Süd-Schweden klingt auf jeden Fall verlockend…

Mitsegler habe ich bisher nur für kurze Abschnitte. Falls also jemand Interesse hat, meldet euch, ich freue mich sehr!

Ansegeln

Vorbereitungen

Nach einer erfolgreichen Woche Arbeitseinsatz im Hallenwinterlager ist Mathilda dieses Jahr erst am 11. Mai im Wasser gekommen. Das Kranen und Maststellen lief ohne Blessuren ab, wobei die Hafenmeister in Gelting Mole mit ihrer netten und ruhigen Art immer wieder eine große Hilfe sind. Da der Motor schon warmgelaufen war und keine Zicken zu machen schien, haben wir unaufgeriggt direkt nach Wackerballig verholt.

20150510_123909

Die nächsten zwei Tage habe ich damit verbracht das Boot seeklar zu machen. Dabei hat vor allem die Rollreffeinrichtung mal wieder einige Zicken gemacht. Ich kann mich einfach nicht mit unserer Gaeth-Endlos-Rollreffeinrichtung anfreunden. In ca. 50 % der Fälle verhakt sich das Fall beim Einziehen des Segels im Masttop und ich muss aufentern um es wieder herunterzubekommen. Vorsegelwechseln auf See ist also im Moment definitiv nicht drin.

Frühjahrstörn

Dienstagabend kam dann Birte, eine Freundin aus Hannover, an Bord und es wurde ein ordentliches Wiedersehensessen gekocht. Ausgelaufen sind wir dann erst am Mittwochnachmittag, da noch einige Restarbeiten zu erledigen waren. Bei einem frischen West-Nordwest und ein wenig Sonne sind wir zügig rund Kalkgrund gegangen und haben dann abgedreht, die Küste runter Richtung Schleimünde. Dabei fiel die Logge nicht mehr Vor Ankerunter Mathildas Rumpf-geschwindigkeit von 6 Knoten, sodass wir schon um kurz nach 18 Uhr unter Motor ins Schlei-Fahrwasser eingelaufen sind. Die Wahl für die Nacht fiel auf Ankern im Wormshöfter Noor mit Blick auf Maasholm. Nach dem zweiten Versuch hielt der Anker dann auch und wir ließen den Abend mit Wein und einem ordentlichen Essen ausklingen.

Am Vatertag war in der Schlei die Hölle los. Alles wollte raus auf die Ostsee. Wir reihten wir uns am späten Vormittag in die lustige Kolonne ein und dümpelten bei wenig Wind platt vorm Laken aus der Schlei heraus. Das Funkgerät wollte dabei einfach keine Ruhe geben. Sobald wir aber draußen waren, lichteten sich die Reihen und die meisten drehten nach Norden ab. Der Küste entlang aus Süden kam noch eine ganze Armada von Traditionsseglern – Ein herrliches Bild! Wo die wohl alle hinwollten? Wir setzten Kurs auf die Südspitze von Ærø ab und genossen Backstagsbrisensegeln vom Feinsten. Zwischendurch übernahm Helmut das Steuern und wir dösten unserem Ziel entgegen und liefen gegen halb fünf ins Marstaler Fahrwasser ein. Am Abend zogen wir noch etwas durch die maritimen Marstaler Altstadt-Gässchen und machten Bekanntschaft mit dem „Wodka von Dänemark“ – Prost!

20150514_125025

Der dritte Tag unter Segeln brachte herrliches Wetter mit. Wir liefen in Landabdeckung mit festgeknallten Schoten hoch am Wind ins nördliche Marstaler Fahrwasser. Leider riss dabei eine kurze Naht am Schothorn der Genua und so entschieden wir uns für einen Zwischenstop zum Vorsegelwechsel im beschaulichen Birkholm Havn. Der Vorsegelwechsel gestaltete sich wieder einmal schwierig, denn das ins Rollprofil integrierte Fall klemmte zwischen Profil und Vorstag fest. Ich musste hoch in den Mast und die Leine kappen um die Genua bergen zu können – Und dann erneut hoch um zum Setzen des neuen Vorsegels das Fall wieder einzufädeln. Ganz schön anstrengend das ständige Hochgeklettere – Selbst bei Mathildas kurzem Mast. Gut war aber dass ich Birte dabei hatte, die mich bei meinen Kletteraktionen zuverlässig sicherte – Und auch weil sie uns ein leckeres Mittagessen kochte, während ich mit den Vorsegeln beschäftigt war. Es war ein herrlich warmer Tag mit viel Sonne. Am Abend legten wir dann noch einmal ab und kreuzten in den Sonnenuntergang um dann gegen halb elf in Søby, wo die Bürgersteige an diesem Freitagabend schon hochgeklappt waren, für die Nacht festzumachen.

gpstrack

Der „süße Hafenmeister von Søby“ (Zitat: Birte) warnte uns am Samstagmorgen vor dem zu erwartenden 30 kn Westwind, aber wir wollten/mussten wieder einmal heim und so entschieden wir uns loszusegeln und ggf. einen der auf der Strecke liegenden Häfen anzulaufen. Ich hoffte außerdem, dass die angekündigte Rechtsdrehung des Windes ausreicht um vernünftig in die Förde reinzukommen, was uns, wie sich herausstellen sollte, leider nicht vergönnt war. Wir kamen wieder einmal erst recht spät, gegen halb zwölf, los und es wurde ein anstrengender Tag an der Kreuz, bei zunehmenden Winden und größer werdender See. Die ersten Stunden waren noch recht entspannt und Birte übernahm das Ruder und ich döste ein Wenig vor mich hin. Gegen drei Uhr legte der Wind noch etwas zu. Und nach einem Gang unter Deck für kleine Seebärinnen wurde es Birte übel. Sie legte sich in die Koje und für den Rest des Tages war von ihr, außer einem leisen „klar“ beim über Stag gehen und dem darauffolgenden Kojenwechsel nach Lee, nicht mehr viel zu hören. Der Tag zog sich in die Länge und es wurde kalt und nass. Ein paar Mal stieg sogar Weißwasser von Lee ins Cockpit ein. Jede Meile nach Luv musste hart erkämpft werden und Mathilda zog ihre Schläge von Gammel Pøl bis Falshöft. Erst gegen halb neun Uhr abends hatten wir Kalkgrund backbord querab. Endlich konnten wir abfallen und die heiße Dusche war von hier nur noch eine gute Stunde entfernt. Noch was schnelles kochen, einen Anlege-Absacker und wir fielen wir wie tot in die Kojen.

Frohe Weihnachten & Herbsttörn

Ich wünsche wunderschöne frohe Weihnachten! Ich für meinen Teil, verbringe sie dieses Jahr zum ersten Mal in Kreise der Gemeinschaft Tamera in Portugal und wir haben es wunderschön heimelig, mit Sonnenschein und leckerem Essen.

und lieber spät als gar nicht… Herbsttörn, die Zweite

route2014

Mathildas Kielwasser 2014

 

Von Bagenkop ging es wunderschön bei Sonnenschein mit Backstagbrise unter Spinnaker nach Lemkenhafen auf Fehmarn, wo Katrin aus Tamera für zwei Tage zu Besuch an Bord kam. Und so ging es zur Eingewöhnung erst einmal für ein Fischbrötchen in den Fischereihafen in Heiligenhafen auf dem Festland. Um dann die Nacht erneut in Lemkenhafen zu verbringen, wo es am Morgen beim Frühstück ordentlich was zu gucken gab, weil der ansässige Verein mit Autokran, nur Meter von Mathildas Liegeplatz entfernt, die Boote hoch über unseren Köpfen aufs Trockene hievte. Nachdem sich Katrin wieder verabschiedet hatte, machte ich mit einen langen Schlag zurück nach Wackerballig den Sack für dieses Jahr zu. Im Regen, nachts um halb eins, kam ich realativ geschafft aber glücklich an, wobei auch an diesem Tag die Bedingungen mit achterlichen Winden, zwischendurch auffrischend, gut waren und Helmut seine Sache hervorragend gemacht hat.

Mathilda liegt zwischenzeitlich wieder sicher in der Halle. Und die Zwischenbilanz für unsere zweite Saison 2014 sind knapp siebenhundert Seemeilen – Das kann sich doch sehen lassen.

Herbsttörn, die Erste

Diesmal bin ich schnell. Am 20. Oktober, um kurz vor zehn, komme ich in Wackerballig vollbepackt mit Gepäck und Lebensmitteln an. Eine nette Frau hat mich vom Einkaufen in Gelting nach Wackerballig gefahren, nachdem ich erfahren habe, dass ich auf ein Taxi mehr als eine Stunde hätte warten müssen. Und dann, nachdem alles verstaut ist, mache ich schon um kurz nach elf die Leinen los und verlasse Wackerballig.

Noch ist schönes Wetter, ca. 4 Bft aus westlicher Richtung, und ab und zu kommt sogar die Sonne durch. Ich spiele mit dem Gedanken einen langen Schlag die deutsche Küste entlang zu unternehmen, vielleicht sogar die Nacht durchzusegeln. Fehmarn, Darß, Rügen kommen mir als Ziele in den Sinn. Als ich Kalkgrund umrundet habe, geht es raumschots im Höllentempo die Küste entlang. Unter Vollzeug müht sich mein Autopilot Helmut ab den Kurs zu halten, schafft es jedoch kaum beim herabrauschen der Wellen schnell genug Gegenruder zu geben und den Sonnenschuss zu vermeiden. Aber Spaß macht es! So unter Vollzeug die Welle runter, sehe ich auf der Logge zum ersten Mal die Acht vor dem Komma. Doch dann – Zack! – in einem unachtsamen Moment: Patenthalse mit ausgerissenem Großschotbeschlag am Baum. Och nö… dieser alte Hut schon wieder? Also gut, Motor an, Vorsegel weg, Schot erneut befestigen, kurz durchatmen und weiter geht’s. Jetzt aber erst einmal nur mit zweifach gerefftem Groß. Bringt trotzdem noch fünf Knoten, lässt sich aber für Helmut viel leichter steuern.

Leider merke ich immer mehr, dass ich Seekrank werde. Das ganze Geschaukel bei diesem Kurs auf der recht ansehnlichen Ostseewelle und vielleicht auch die fehlende Eingewöhnungszeit an Bord? Jedenfalls fühle ich mich nicht fit genug um die Nacht durch in ein mir unbekanntes Seegebiet zu segeln. Also entscheide ich mich, für die Nacht in einen Hafen zu gehen und am nächsten ist Bagenkop, an der Südspitze von Langeland in Dänemark. Nachdem ich mir zwischendurch mein Mittagessen noch einmal nach Lee durch den Kopf habe gehen lassen, mache ich um kurz nach acht bei Dunkelheit und Regen in Bagenkop fest. Im dunkeln in einen unbekannten Hafen einzulaufen ist immer aufregend, aber es läuft alles glatt und es wurden keine neuen, nicht auf der Karte eingezeichneten Molen gesichtet.

Morgen geht’s nach Fehmarn, wo eine Freundin aus Tamera zu Besuch an Bord kommt. Ich freue mich!

Einhand Rund Fünen

Dieses Mal gibt es nicht viele Worte, sondern ein Video und Fotos. Es war ein schöner Sommertörn, mit allem, was das Herz begehrt. Wohnort- und arbeitsbedingt sind meine Besuche bei Mathilda momentan recht kurz – wollen wir hoffen, dass sich das bald ändert und ich mal einen längeren Schlag unternehmen kann…

 

Manöverkritik

Was ist denn interessant an diesem Blog, wenn ich nicht wirklich die ungeschminkte Wahrheit erzähle, wenn ich unangenehme Dinge auslasse, und gerade auch meine eigenen Fehler für mich behalte? Zu lesen, dass ich auf der Ostsee von A nach B geschippert bin, ist für die meisten wohl nicht wirklich spannend. Daher an dieser Stelle noch einmal eine ausführliche Manöverkritik des Törns nach Mommark:

Grundsätzliches

Ich bin bei einer Vorhersage von West 5-6, mit angesagten Schauerböen, bei nur zwei geplanten Segeltagen nach Osten los. Das war ein Fehler! Ich gebe zu, nicht wirklich mit den guten sechs Windstärken und den zwei Metern Welle gerechnet zu haben, scheinen mir die Vorhersagen doch öfter mal etwas übertrieben. Besser als aufs offene Wasser, wäre der Weg nach Westen in die Förde, oder nach Norden in den Als-Sund gewesen. Im Sund hätte man ruhige Gewässer vorgefunden und so die Nerven der Crew geschont. Vor allem, da von vier Mann einer keine und zwei nur geringe Segelerfahrung mitgebrachten. Dazu kommt, dass der Hauptgrund, warum ich nicht in den Sund wollte, der war, dass ich beim letzten Törn schon dort war. Das ist natürlich idiotisch! Und einmal mehr merke ich mir:

Lektion 1: Das Wetter macht die Route!

Am Morgen war die grobe Idee, entweder nach Marstal, eher aber, wie ja letztendlich auch geschehen, nach Mommark, oder falls wir so weit gekommen wären, nach Fynshav zu laufen, um die Nacht dort zu verbringen. Was ich mir jedoch vor dem Törn so nicht klar gemacht habe ist, dass es auf dieser Route so gut wie keine schnell erreichbaren Schutzhäfen gibt. Alle Häfen, Schleimünde, Marstal, Soby, Mommark und Horup Hav, sind im dümmsten Fall die gleichen 10 – 15 Seemeilen weit weg, während in der Förde oder im Sund alle naselang ein Hafen zu finden ist.

Schlechtes Wetter und Seekrankheit

Das alte Lied: Geht ein Bisschen Welle und der Wind frischt auf, fangen die Leute an verdächtig ruhig zu werden und sich mit ihren Blicken irgendwo festzuklammern. Muss dann auch noch jemand kotzen, mag derjenige sich vielleicht erleichtert fühlen, aber den anderen geht es dadurch nicht unbedingt besser. Und dann kommen schon Mittags die Fragen, wo denn hier der nächste Hafen sei… Zum Glück bin ich an diesem Wochenende verschont geblieben. Ich habe gehört, dass wenn man Verantwortung trägt, man weniger anfällig für Seekrankheit ist – Halleluja!

Insgesamt war mir das Wetter, dafür dass ich Mathilda noch nicht so gut kenne, zu viel. Es gab zwar keinen Moment, in dem wir nicht klargekommen wären, aber die ein oder andere Situation hätte ich mir dennoch gerne erspart (siehe nächster Absatz). Dazu kam der zwischendurch doch recht kräftige Regen, dem unser Küsten-Ölzeug auf Dauer nicht gewachsen war.

Lektion 2:

Sind mehr als fünf Windstärken angesagt, hab die Sorgleinen klar und sei dir (besonders am Wind) des bevorstehenden Ritts und der Belastung für die Crew bewusst.

Defekte und Untiefen

Bei Pols Rev gibt es eine in der Karte eingezeichnete Stelle mit Steinen mit einer Wassertiefe von 1,3 m. Mathilda hat 1,25 m Tiefgang! Der Plan war, an dieser Untiefe knapp vorbeizusegeln und vorher die Halse zu fahren um auch die Pols Rev Tonne  knapp backbord zu lassen. Dumm nur, dass während der Halse, südlich der Untiefe, beim Dichtholen die Großschot aus der Traveller-Verankerung bricht. Meine Entscheidung in dieser Situation: Motor an, in den Wind und dabei immer ein Auge aufs Echolot, Segel runter und dann raus aus der Gefahrenzone. Nachträglich hat der GPS-Track mir gezeigt, wie nah wir der Untiefe wirklich waren. Puh, das ist nochmal gut gegangen! Auf dem Rückweg wiederum, habe ich bewusst entschieden, über das Kalkgrund-Flach zu motoren. Dieses Mal habe ich daher auch sehr genau navigiert, die Mitte zwischen den beiden Flachstellen angepeilt und auch sehr gut getroffen (wie sich im Nachhinein anhand des GPS-Tracks gezeigt hat). Dennoch, als das Echolot, mehr als eine Seemeile vom Ufer entfernt, immer geringere Wassertiefen angezeigt hat, ging mir doch etwas die Muffe. Bei 2,3 m war dann aber zum Glück Schluss…

Lektion 3:

Gehe nicht knapp um die Tonnen rum, sondern halte (für alle Fälle) ausreichend Abstand!

Dass die Endlos-Rollreffleine am ersten Tag gerissen ist, ist gewissermaßen einfach dumm gelaufen. Die Leine sah noch nicht so schlecht aus, dass ich sie aussortiert hätte. Pech, dass das ausgerechnet bei 6 Windstärken und zwei Meter Welle passiert und ich dann aufs Vorschiff muss, um bei regelmäßiger Dusche das Vorsegel einzuholen, indem ich die Leine immer wieder ihrer Länge nach zurückfädele und dann erneut durch die Reffrolle ziehe. Alles safe, nur etwas nass! Etwas brenzliger war dann die Situation am nächsten Tag, als sich, bei mittlerweile in Böen wahrscheinlich schon 7 Windstärken, die zweifach gereffte Genua, beim Einholversuch mit einer langen (aber zu dicken) Behelfsleine, von selbst komplett ausrollte. So plötzlich bei einer steifen Brise den ganzen 20 m2-Lappen stehen zu haben, besonders da Mathildas Rigg ja hauptsächlich auf die Genua ausgelegt ist, war gelinde gesagt „überraschend“. In Sekundenschnelle bin ich ans Ruder gesprungen und abgefallen um den Druck aus dem Segel zu nehmen. Unter anderen Umständen (und am besten auf einer Jolle) hätte ich die darauffolgende Raumschots-Rauschefahrt genossen, während der Mathilda eine Spitzengeschwindigkeit von 6,5 kn über Grund gelaufen ist (später anhand des GPS-Tracks nachvollzogen). Aber der Fetzen musste runter und man kann sich vorstellen, dass ich bei der für die Ostsee beachtlichen, jetzt achterlichen einfallenden, Welle das Ruder nur sehr ungern abgegeben habe, um mich erneut auf dem Vorschiff unter der Dusche zu verlustieren…