800-Meilen Herbsttörn

Ja, WaAhnSinn!


MATHILDAs Kielwasser auf Herbsttörn 2015

Lang war es, und weit! Knappe vier Wochen zieEhen sich – Vor allem, wenn man die meiste Zeit alleine unterwegs ist. Aber wie schön es war! All die neuen Erfahrungen, Eindrücke und Entdeckungen. Warme Flautentage und Drinks bei Sonnenuntergang, Regen, stürmische Seen und stundenlang Gegenan.

Elena und mein Cousin Martin

Aber von vorn…
Von Wackerballig geht es los. Mein Cousin Martin und Freundin waren schon ein paar Tage an Bord. Wir segeln Mittags nach Südosten los und sind gegen frühen Abend längseits fest in Kappeln in der Schlei. Barbecue am Abende und ein ausgedehn-tes Frühstück am Morgen, schon haben sich Elena und Martin verabschiedet und ich alleine die Leinen losgeschmissen und befinde mich auf dem Weg die Schlei hinaus. LT Schleimünde achteraus kümmere ich mich nicht mehr groß um die Karte, Der Bordgrill wird ausgepacktwar ich doch in den letzten drei Jahren schon oft genug hier unterwegs. Aber weit gefehlt! Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich fett und dreist durchs Sperrgebiet Schönhagen geschippert bin – What!? Wie dem auch sei, weiter auf dem Weg nach Süden habe ich bei Sonnenuntergang den Eingang zur Kieler Förde hinter mich gebracht, erst segelnd, dann vier Stunden unter Motor gegen den schwächelnden Wind. Die Nacht wird wunderschön dank des Vollmonds. In den Fehmarnsund kreuze ich auf. Auf Stb-Bug Richtung Heiligenhafen verschätze ich mich einmal: Als der Wecker klingelt, wache ich auf, schaue aus dem Niedergang und was sehe ich? Die angepeilte Ansteuerungstonne achteraus, weniger als eine halbe Meile entfernt! Muss besser aufpassen und kürzer schlafen, will ich doch auf Kollisionen verzichten. Früh am Morgen in der dunklen Nacht, geht’s unter Motor durch die Brücke und das Fehmarnsund-

Meine erste Nacht mit Mathilda auf See

Fahrwasser – keine Risiken mehr. Mit dem neuen Tag überquere ich die Lübecker Buch und laufe am späten Vormittag ins Poeler Krakentief ein. Den Walfisch an Stb liegenlassend, die Kirchsee hinauf, mache ich im gleichnamigen Dorf fest. Denn hier ist meine Schwester mit Neffen im „Urlaub“ ? und sie bieten mir wahrlich eine anständige Begrüßung.

Family

Tags darauf kommt die Crew an Bord und wir segeln zu fünft bei herrlichem Sonnenschein an Schwanen-Kolonien vorbei um den Walfisch herum mit Blick auf Wismar, bevor ich dann am Abend im Seegras im Kirchdorfer Fahrwasser vor Anker gehe. Als ich am Morgen den dank Anhängseln tonnenschweren Anker gelichtet und verstaut habe, mache ich mich auf nach Warnemünde zum Verproviantieren und für Internet. Denn ich habe mir ein neues UKW-Funkgerät (mit AIS!) und ein Ebay-Handy zu meiner Schwester schicken lassen und die schönen neuen Dinge wollen installiert und nutzbar gemacht werden. Als dann alles seeklar ist, lege ich ab und segle, meinen Lieben am Nordstrand noch einmal winkend, vor dem Wind ins nördlich von Poel gelegene Salzhaff und gehe vor dem kleinen Dorf Werder vor Anker. Die Einfahrt in das Salzhaff ist erwähnenswert! Was in Zeiten der Satelittennavigation kein Problem darstellt, könnte unter anderen Umständen gefährlich werden: nur wenige Meter neben dem Schiff ist das Wasser nur knietief und bricht. Ruhig vor Anker verbringe ich einen lauen Abend bei gutem Essen und Wein und schlafe wie ein Murmeltier.

In der Abenddämmerung zum Ankergrund

Nach einer Nacht im Yachthafen Rerik, im nördlichen Salzhaff gelegen, gehts wieder hinaus und in Rauschefahrt unter Spinnaker Richtung Nordost, nämlich nach Warnemünde. Ich bin dort mit meinem Freund Georg verabredet. Er hat ein langes Wochenende Zeit um mit mir zu segeln. Viel Segeln ist jedoch nicht, wie sich herausstellt. Samstag und Sonntag blasen die Böen in Sturmstärke. Hegen wir noch am Samstagmorgen den Wunschtraum nach Gedser zu segeln, ist kurz nach der Hafeneinfahrt klar (schon im Hafen wurde auf Minimalbeseglung gerefft), dass es nur ein kurzes Sturmtraining wird. Nach drei Stunden sind wir wieder im Alten Strom fest. Und siehe da, anderen ist es nicht so gut wie uns ergangen: Als wir gerade auf dem Rettungskreuzer ARKONA einen Rundgang an ihrem (wie sagt man?) Tag der Offenen Schotten machen, geht ein Anruf ein, das Boot wird geräumt und das Tocherboot zu Wasser gelassen, um einem vor der Hafeneinfahrt gekentertem Angelboot zu Hilfe zu eilen. Wie wir später erfahren, hat tragischerweise ein Mann das Unglück nicht überlebt und ist ertrunken.

Abendessen im Alten Strom Warnemünde

Georg geht leider mit nur wenigen ersegelten Meilen wieder von Bord und ich tingele an der Kreuz zurück nach Kirchdorf auf Poel um noch einmal meine liebe Schwester, meinen Neffen und sogar meinen Vater zu sehen, der die beiden abholt und wieder nach Frankfurt kutschiert.

Und dann ist es mit den bekannten Gesichtern auch schon vorbei und ehrlich gesagt bin ich auch froh MATHILDA mal frei laufen zu lassen. Ein kurzer Bunkerstop in Wismar und ich segele im Sonnenuntergang im Wismarer Fahrwasser wieder hinaus auf die Ostsee. Jetzt mit AIS ist es, vor allem nachts, eine wahre Freude die großen Pötte schon frühzeitig, vor In-Sicht-kommen, zu identifizieren, um eine mögliche Kollisionsgefahr einzuschätzen. Nach einer so ereignislos verlaufenen Nacht weiter an der schwachwindigen Kreuz quäle ich mich den Tag über schleppend langsam vor Warnemünde die Küste entlang. Ich finde das immer besonders ermüdend an Orten wo man zuvor schon war. Nach der zweiten Nacht ist aber auch das wieder vergessen und der Wind frischt auf. Darßer Ort liegt weit achteraus und Rügen kommt an Stb in Sicht. Christiansø lautet mein heimliches Ziel, aber bis dahin sind es noch einmal mindestens vierundzwanzig Stunden. Die Entscheidung wird mir abgenommen, als MATHILDA ihre Nase um das Kap Arkona steckt.

Eine Garstige Welle baut sich auf

Bei jetzt immer stärker werdenden Winden aus O-NO (Bft 6) hat sich eine giftige Welle aufgebaut. Es wird Nass und kalt – In mir wiederum kommt ein unwiderstehlicher Wunsch nach Trockenheit, Wärme und Ausschlafen auf, also studiere ich die Karte und entscheide einen taktischen Rückzug um das Kap herum in die Tromper Bucht nach Glowe zu vollziehen. Das Abfallen entschärft die Situation, aber trotzdem heißt es jetzt beim Surfen der kaum auszumachenden zweieinhalb Meter hohen Wellen – es ist längst wieder stockdunkle Nacht – Durchhalten!

Nachdem ich mich ordentlich ausgeschlafen habe, eine leckere Pizza im Ort verspeist habe (mein Optimus-Kocher macht mal wieder Zicken und ist nur mit mühsamer Starthilfe auf einer Flamme zu benutzen), steche ich diesmal mit einem klaren Ziel in See – København. Der Schlag ist für MATHILDA kaum an einem Tag zu schaffen, also mache ich mich gleich am frühen Abend auf und rausche auf Raumschotskurs nach Norden, vorbei an den Verkehrstrennungsgebieten und… Ja, mitten auf See auf halber Strecke weist meine NV-Seekarte von 2013 die Plattform FINO II und einen Windpark im Bau aus. Als das hell erleuchtete Ding immer riesiger wird, entscheide ich mich glücklicherweise richtig und gehe nördlich vorbei. Dabei kreuze ich den Kurs von WIND PROTECTOR, der dafür sorgt, dass sich keiner in den Windpark verirrt. Doch sie haben mich in dieser dunklen Nacht gar nicht ausmachen können. Über UKW halte ich sie mir vom Leib. Der Rest des Törns verläuft dank guter Planung Ereignislos und ich mache Vormittags in Christianshavn fest.



Kap Arkona Bb Querab

Ich schlendere durch die schöne Stadt und besuche auch Christiania, wo es gute Waren zu kaufen gibt, die ich in den nächsten Tagen genieße. Ich finde es immer wieder toll in Stadthäfen zu liegen, aber hier verlangen sie eine horrende Hafengebühr und so mache ich nach einer Nacht wieder die Leinen los.

Langsam wird es Zeit mich wieder in Richtung Heimat aufzumachen, wäre da nur nicht das garstige Wetter. Nur unter Fock kreuze ich bei sieben Windstärken den Øresund nach Süden. Alle anderen packen ein und drehen um, ich jedoch will weiter… ich will… Schon wieder kommt der altbekannte Wunsch nach Trockenheit und Wärme auf und ehe ich mich versehe liegt Kurs Køge an und ich kann die Schoten etwas schricken. Doch zunächst bekomme ich noch eine wirklich heftige Schauerböe ab. Schnell die Fock auf einen Fetzen heruntergerefft, wird das Rigg trotzdem bedrohlich durchgeschüttelt. Ich schätze die Böen auf neun Beaufort! Diese Erfahrung und auch der Ritt kurz vor dem Landfall auf Rügen geben mir ein seltsam neues Gefühl: Angst. In solchen Momenten wird einem sehr klar, wer auf See das Sagen hat – Und wer nicht.

Der letzte Schlag

Und so geht es weiter. Nur von einem Motorsegeltag durch den Bøgestrøm unterbrochen, muss ich den Rest der Strecke zurück nach Hause aufkreuzen. Nach einem schönen Ankerplatz vor Vordingborg geht es mit den Stationen Vejrø, Langø/Lolland und das schon bekannte Bagenkop an der Südspitze von Langeland in kleinen Schlägen gen Heimat. Dabei bläst es meist ordentlich und das Vorankommen ist durch das Kreuzen sehr mühsam. Nur zum Schluss, der letzte Schlag von Bagenkop nach Wackerballig wird wieder ein Traumtörn. Zwar noch an der Kreuz, aber bei sanftem Wellengang verbringe ich den Tag lesend bei Sonnenschein im Cockpit. Ein unbeschreibliches Gefühl, nach 800 Seemeilen im Sonnenuntergang die wohlbekannte Küste aufzukreuzen, derweil Delta Papa Null Sieben einem ins Ohr säuselt. Schleimünde kommt in Sicht und endlich, kurz vor Gammel Pøl kann ich über Stag gehen und Kurs KALKGRUND halten. Mittlerweile erleuchtet der Vollmond wieder hell die Nacht, wie auf meiner ersten Nachfahrt. Der Kreis schließt sich, was für ein erhabenes Gefühl. Da kann auch der erste und einzige Stegrempler auf 800 Meilen die Ankommensfreude nicht trüben.

Ansegeln

Vorbereitungen

Nach einer erfolgreichen Woche Arbeitseinsatz im Hallenwinterlager ist Mathilda dieses Jahr erst am 11. Mai im Wasser gekommen. Das Kranen und Maststellen lief ohne Blessuren ab, wobei die Hafenmeister in Gelting Mole mit ihrer netten und ruhigen Art immer wieder eine große Hilfe sind. Da der Motor schon warmgelaufen war und keine Zicken zu machen schien, haben wir unaufgeriggt direkt nach Wackerballig verholt.

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Die nächsten zwei Tage habe ich damit verbracht das Boot seeklar zu machen. Dabei hat vor allem die Rollreffeinrichtung mal wieder einige Zicken gemacht. Ich kann mich einfach nicht mit unserer Gaeth-Endlos-Rollreffeinrichtung anfreunden. In ca. 50 % der Fälle verhakt sich das Fall beim Einziehen des Segels im Masttop und ich muss aufentern um es wieder herunterzubekommen. Vorsegelwechseln auf See ist also im Moment definitiv nicht drin.

Frühjahrstörn

Dienstagabend kam dann Birte, eine Freundin aus Hannover, an Bord und es wurde ein ordentliches Wiedersehensessen gekocht. Ausgelaufen sind wir dann erst am Mittwochnachmittag, da noch einige Restarbeiten zu erledigen waren. Bei einem frischen West-Nordwest und ein wenig Sonne sind wir zügig rund Kalkgrund gegangen und haben dann abgedreht, die Küste runter Richtung Schleimünde. Dabei fiel die Logge nicht mehr Vor Ankerunter Mathildas Rumpf-geschwindigkeit von 6 Knoten, sodass wir schon um kurz nach 18 Uhr unter Motor ins Schlei-Fahrwasser eingelaufen sind. Die Wahl für die Nacht fiel auf Ankern im Wormshöfter Noor mit Blick auf Maasholm. Nach dem zweiten Versuch hielt der Anker dann auch und wir ließen den Abend mit Wein und einem ordentlichen Essen ausklingen.

Am Vatertag war in der Schlei die Hölle los. Alles wollte raus auf die Ostsee. Wir reihten wir uns am späten Vormittag in die lustige Kolonne ein und dümpelten bei wenig Wind platt vorm Laken aus der Schlei heraus. Das Funkgerät wollte dabei einfach keine Ruhe geben. Sobald wir aber draußen waren, lichteten sich die Reihen und die meisten drehten nach Norden ab. Der Küste entlang aus Süden kam noch eine ganze Armada von Traditionsseglern – Ein herrliches Bild! Wo die wohl alle hinwollten? Wir setzten Kurs auf die Südspitze von Ærø ab und genossen Backstagsbrisensegeln vom Feinsten. Zwischendurch übernahm Helmut das Steuern und wir dösten unserem Ziel entgegen und liefen gegen halb fünf ins Marstaler Fahrwasser ein. Am Abend zogen wir noch etwas durch die maritimen Marstaler Altstadt-Gässchen und machten Bekanntschaft mit dem „Wodka von Dänemark“ – Prost!

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Der dritte Tag unter Segeln brachte herrliches Wetter mit. Wir liefen in Landabdeckung mit festgeknallten Schoten hoch am Wind ins nördliche Marstaler Fahrwasser. Leider riss dabei eine kurze Naht am Schothorn der Genua und so entschieden wir uns für einen Zwischenstop zum Vorsegelwechsel im beschaulichen Birkholm Havn. Der Vorsegelwechsel gestaltete sich wieder einmal schwierig, denn das ins Rollprofil integrierte Fall klemmte zwischen Profil und Vorstag fest. Ich musste hoch in den Mast und die Leine kappen um die Genua bergen zu können – Und dann erneut hoch um zum Setzen des neuen Vorsegels das Fall wieder einzufädeln. Ganz schön anstrengend das ständige Hochgeklettere – Selbst bei Mathildas kurzem Mast. Gut war aber dass ich Birte dabei hatte, die mich bei meinen Kletteraktionen zuverlässig sicherte – Und auch weil sie uns ein leckeres Mittagessen kochte, während ich mit den Vorsegeln beschäftigt war. Es war ein herrlich warmer Tag mit viel Sonne. Am Abend legten wir dann noch einmal ab und kreuzten in den Sonnenuntergang um dann gegen halb elf in Søby, wo die Bürgersteige an diesem Freitagabend schon hochgeklappt waren, für die Nacht festzumachen.

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Der „süße Hafenmeister von Søby“ (Zitat: Birte) warnte uns am Samstagmorgen vor dem zu erwartenden 30 kn Westwind, aber wir wollten/mussten wieder einmal heim und so entschieden wir uns loszusegeln und ggf. einen der auf der Strecke liegenden Häfen anzulaufen. Ich hoffte außerdem, dass die angekündigte Rechtsdrehung des Windes ausreicht um vernünftig in die Förde reinzukommen, was uns, wie sich herausstellen sollte, leider nicht vergönnt war. Wir kamen wieder einmal erst recht spät, gegen halb zwölf, los und es wurde ein anstrengender Tag an der Kreuz, bei zunehmenden Winden und größer werdender See. Die ersten Stunden waren noch recht entspannt und Birte übernahm das Ruder und ich döste ein Wenig vor mich hin. Gegen drei Uhr legte der Wind noch etwas zu. Und nach einem Gang unter Deck für kleine Seebärinnen wurde es Birte übel. Sie legte sich in die Koje und für den Rest des Tages war von ihr, außer einem leisen „klar“ beim über Stag gehen und dem darauffolgenden Kojenwechsel nach Lee, nicht mehr viel zu hören. Der Tag zog sich in die Länge und es wurde kalt und nass. Ein paar Mal stieg sogar Weißwasser von Lee ins Cockpit ein. Jede Meile nach Luv musste hart erkämpft werden und Mathilda zog ihre Schläge von Gammel Pøl bis Falshöft. Erst gegen halb neun Uhr abends hatten wir Kalkgrund backbord querab. Endlich konnten wir abfallen und die heiße Dusche war von hier nur noch eine gute Stunde entfernt. Noch was schnelles kochen, einen Anlege-Absacker und wir fielen wir wie tot in die Kojen.

Kalte Segelfreuden

Mathilda hat es wie geplant am 31. März in Gelting Mole ins Wasser geschafft. Es folgte ein kalter, aber schöner Start in die Segelsaison und los ging es mit einem Einhandschlag. Nach meiner ersten Nacht mit Mathilda vor Anker (am Geltinger Noor) machte ich mich auf und fand mich kurze Zeit später hinter Kalkgrund an der Ansteuerungstonne der Flensburger Förde wieder um zu Wenden um auf Stb-Bug die Küste entlang nach Südosten zu segeln. Bei herrlichen 4 Bft aus Ost konnte ich gut am Wind Kurs halten ohne der Küste zu nah zu kommen. Großartig! Unter Vollzeug liegt Mathilda bei diesem Kurs und Wind hervorragend auf dem Ruder und steuert sich praktisch selbst (Was von Vorteil ist, da der Autopilot im Moment kaputt ist). Und so dauerte es nicht lange und Schleimünde kam in Sicht. Gerne hätte ich die Einfahrt bei diesen günstigen Bedingungen unter Segeln gemacht. Da ich die Ansteuerung aber erst einmal als Crewmitglied gemacht habe (vor neun Jahren!) und ich etwas besorgt um ausreichend Manövrierraum in der Fahrrinne war, habe ich mich letztendlich doch entschieden an der Rotweißen die Segel zu streichen. Selbst bei wenig Wind stand in der Einfahrt eine Dünung, die Mathilda ordentlich schaukeln ließ. Jetzt kann ich erahnen, warum manch einer einen solchen Respekt vor dieser Einfahrt hat. Kurze Zeit später hab ich dann im Stadthafen in Kappeln festgemacht. Neben einer 41 Fuß Beneteau aus Svendborg war Mathilda das einzige Boot im Hafen und machte so direkt neben ihr, mit gut der hälfte ihrer Länge, einen eher niedlichen Eindruck.

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Am nächsten Tag stand der Wind weiter aus Ost, hatte zwischenzeitlich aber ordentlich aufgefrischt. Ich wollte mich nicht lumpen lassen und bin, nachdem ich tagsüber noch eine ruppige Motorrundfahrt durch das Schleiinnere unternommen und dabei mit der Verano in Arnis eine alte bekannte wiedergetroffen habe, abends los um irgendwo am Ostufer Richtung Schleimündung zu ankern. Als die Schlei sich jedoch nach Osten öffnete, war ich raus aus der angenehmen Wind und Landabdeckung und bekam richtig was auf die Mütze. Schnell ist klar, dass hier an Ankern nicht zu denken ist. Nach kurzer, nasskalter und sehr langsamer Fahrt (Mathilda stampfte sich immer wieder fest und senkte die Fahrt so oft auf unter einen Knoten), machte ich mit einem eher unelegantem Anlegemanöver gegen den Starkwind in einer Box in Maasholm fest. Selbst unter Vollgas in die Heckleinen konnte ich nicht verhindern, dass der Wind von vorne den Bug erfasst und in Richtung der Nachbarbox drückt. Da diese jedoch belegt war, konnte ich über das Deck des Nachbars die Vorleine ausbringen. Und den Fendern sei Dank, blieben Kratzer aus.

Nach einer stürmischen Nach war der Spuk am nächsten Morgen schnell vorbei und nach kurzem Segeln ging es unter Motor mangels Wind wieder zurück nach Wackerballig, wo kurz darauf mein Cousin Martin und sein Freund Wanja an Bord kamen. Zu dritt haben wir dann noch einen dreitägigen Törn in den Als-Sund unternommen und die schon bekannten Häfen Sonderburg und Augustenburg besucht. Von Flaute bis zur steifen Brise war in diesen Tagen alles dabei und und so blieb auch nicht jeder von Seekrankheit verschont und ich musste mein Wunschziel, die Insel Als zu umrunden, erneut aufschieben.

Insgesamt war es ein gelungener Saisonbeginn, den auch die Kälte nicht vermiesen konnte.